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Nachruf: Peter Kopacek (1939-2024)

18.03.2024

Nachruf: Peter Kopacek (1939-2024)

Von Stefan Jakubek (TU Wien) und Norbert Rozsenich (Präsident ÖGART/IFAC Austria)

Univ.-Prof. Dr. Dr. hc. mult. Peter Kopacek wurde am 31. Oktober 1939 in Wien geboren. Er schloss das Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Wien im Jahr 1966 ab und promovierte 1971 cum laude im Fach Regelungstechnik. Im Jahr 1986 wurde er als Professor für Systemtechnik und Automatisierung an die Johannes Kepler Universität Linz berufen. Vier Jahre später folgte er einem Ruf zurück an die TU Wien (vormals TH Wien), wo er bis zu seiner Emeritierung das Institut für Handhabungsgeräte und Robotertechnik leitete. Von 1989 bis 1995 baute er als wissenschaftlicher Leiter der Niederösterreichischen Landesakademie die jetzige Donau-Universität Krems auf. Aus der von ihm gegründeten Abteilung für System- und Automatisierungstechnik an der Landesakademie entstand 1993 der Forschungsverein Österreichische Gesellschaft für System- und Automatisierungstechnik (SAT), in der er bis kurz vor seinem Tode Präsident war. Im Jahr 1995 wurde auf Initiative von Peter Kopacek das Engineering Management Executive Education Programm gestartet, ein postgraduales Studium in Kooperation zwischen der TU Wien und der Oakland University in Michigan, das er bis zum Schluss als Programmdirektor begleitete. 

Porträt Peter Kopacek (c) Hermann Bodenseher
Peter Kopacek © Hermann Bodenseher

Peter Kopacek hat zehn Bücher als Autor oder Mitautor und mehr als 350 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. Weiters war er korrespondierendes Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (ACATECH), langjähriger Vertreter Österreichs in der International Federation of Automatic Control (IFAC) sowie Mitglied des Exekutivkomitees der International Federation of Robotics (IFR). Kopacek erhielt drei Ehrendoktorate und im Jahr 2006 als einen Höhepunkt seiner Karriere den "Engelberger Robotics Award" - die selten verliehene und höchste Auszeichnung in der internationalen Szene der Roboter-Forschung. 

Überhaupt war die internationale Vernetzung für Peter Kopacek ein sehr wichtiger Bestandteil seines Berufslebens. So war er federführend an der Gründung der jährlichen Workshops „Robotics in Alpe-Adria-Danube Region” (RAAD) beteiligt und hat diese Workshops auch mehrfach in Österreich organisiert. Auf eine Initiative von ihm und vom Gewerkschafter und OCG-Gründungsmitglied Fred Margulies ist auch der seit den 80er- Jahren jährlich durchgeführte „Automatisierungstag” zurückzuführen - eine Fachtagung, die von der 2002 neu gegründeten Österreichischen Gesellschaft für Automatisierungs- und Robotertechnik (ÖGART) seither auch bilateral mit anderen Ländern durchgeführt wird, und die viel zur Sichtbarkeit österreichischer Automatisierungstechnik im Ausland beiträgt. 

Seit die ÖGART 2012 als Zweigverein in der OCG aufgenommen wurde, wird der Automatisierungstag gemeinsam von der ÖGART und der OCG veranstaltet. Peter Kopacek hat sich schon vorher als langjähriger Leiter des Arbeitskreises „Informatik und Automatisierung“ in der OCG große Verdienste erworben. Als OCG- und ÖGART-Mitglied hat er überdies als IPC Chair mehr als 40 internationale Tagungen im In- und Ausland ausgerichtet. Die intensive Kooperation mit der Industrie auf dem Gebiet der Robotertechnik und Automatisierung mit Schwerpunkt auf semi-automatisierter Montage und Demontage und die damit einhergehende Stärkung des Wissenschafts- und Industriestandortes Österreich waren ihm ebenfalls sehr wichtig. Daher wurde er bei einschlägigen Wettbewerben oft als Mitglied in die jeweilige Jury eingeladen, zum Beispiel 2003 und 2005 bei der Auswahl und Vergabe des von der Industrie und der Reed Messe Wien gesponserten „Leonardo Awards“ für die beste Automatisierungslösung in Österreich.

Auch im Rahmen der IFAC trug Peter Kopacek wesentlich zur Stärkung des Ansehens Österreichs in der internationalen Community der Automatisierungstechnik bei:  Seit März 1985 war er als stv. Vorsitzender des IFAC Beirates Österreich und anschließend ab 2002 als Generalsekretär und Vizepräsident in der ÖGART tätig, die Österreich seither als NMO in der IFAC vertritt. Im Rahmen dieser zahlreichen Funktionen war es Peter Kopacek immer ein besonderes Anliegen, auch jungen Forscher*innen bereits am Anfang ihrer Karriere die Möglichkeit zu bieten, sich international zu vernetzen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch sein starkes Engagement für die Wechselwirkungen zwischen Technik und Gesellschaft, u. a. als langjähriger Vice-Chairman im IFAC Technical Committee TC.5 „Technology, Culture and International Stability (TECIS)“. 

Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit ist es Peter Kopacek immer wichtig gewesen, Robotertechnik auch dem breiten Publikum zugänglich zu machen. Zum Beispiel gelang es ihm, den von Süd-Korea ausgehenden Trend des Roboterfußballs nach Österreich und nach Europa zu tragen. Sein Team an der TU Wien konnte selber über viele Jahre hinweg etliche Europa- und Weltmeistertitel erzielen. Ende Juni 2009 präsentierte er schließlich das Konzept eines erschwinglichen, menschenähnlichen Roboters, der als „Archie, der Roboter mit Wiener Wurzeln“ im In- und Ausland Furore machte.

Peter Kopacek hat in den rund 40 Jahren seines Berufslebens die Robotertechnik nicht nur in Österreich, sondern auch in Europa und in vielen aufstrebenden Schwellenländern geprägt. Viele seiner früheren Assistent*innen und seiner Student*innen sind heute in verschiedenen Bereichen der Robotertechnik im In- und Ausland als Ingenieur*innen, Professor*innen oder Unternehmer*innen tätig und verkörpern so ein bleibendes Vermächtnis seines Wirkens. 

Peter Kopacek verstarb am 2. März 2024 im 85. Lebensjahr. Wir gedenken seiner in Hochachtung und großer Dankbarkeit. Die OCG und die ÖGART werden ihn stets in bester Erinnerung behalten!